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Corbières - Die Gefällige

Die Corbières bilden ein enormes Viereck über 3 000 Quadratkilometer südlich der Linie Narbonne - Carcassonne im Departement Aude. Gegen Westen steigen seine Hügel zu einer solchen Höhe auf, dass es den Reben zu kalt wird. Im Osten stoßen sie an die Lagunen von Leucate und Bages und ans Mittelmeer. Im Süden endet ihr Bereich auf den steilen Felsen, die von den Katharerburgen Quéribus und Peyrepertuse gekrönt werden. Das große Anbaugebiet mit seinen 15 000 Hektar AOC-Reben zeichnet sich durch eine Fülle unterschiedlicher Böden und Klimata aus. Weinstöcke wachsen auf  Schiefer aus dem Primär, Kalk und Sandstein des Sekundärs, Mergelschichten aus dem Tertiär und kiesigen Anschwemmungen, die das Quartär brachte.

Natürlich bestimmt das nahe Mittelmeer das Klima, aber ja nach Höhe und westlicherer Lage macht sich der Atlantik bemerkbar. Ab 1990 begann man, elf Großlagen zu definieren, die diesen unterschiedlichen Charakteren Rechnung tragen, die in der Karte aufgeführten Terroirs Sigean, Durban, Quéribus, Termenès, Saint-Victor, Fontfroide, Lagrasse, Serviès, Montagne d´ Alaric, Lézignan und Boutenac. Auch die Winzer der Corbiéres erneuerten Tausende Hektar Rebfläche mit Grenache, Syrah, Mourvédre und - in weitaus geringerem Maße - mit weißen Sorten wie Grenache Blanc, Rolle, Marsanne und Roussanne. Vor allem aber gelang es ihnen, den als Massenträger missbrauchten Carignan zu meistern. Die bewahrten Weinberge mit Stöcken, wo der alte Carignan geringe Erträge, aber optimale Qualität liefert, und entwickelten eine ihm angemessene Vinifikationsmethode. Überall im Languedoc-Roussillon war man ab Mitte der 1960er Jahre dazu übergegangen, Carignan in macération carbonique zu vinifizieren.

Dabei werden die von Hand gelesenen ganzen Trauben in den mit Kohlensäure gesättigten Tank füllt, sodass jede einzelne Beere gezwungen wird, intrazellulär zu gären. Der entstehende Alkohol löst aus den Schalen ein Maximum an Inhaltsstoffen. Bricht man diese Gärung frühzeitig nach sechs bis acht Tagen durch Pressen ab, hat der Wein zwar an Farbe und Aromen gewonnen, verliert aber an Struktur und Tanninen. Der Carignan wird gefälliger, also kommerzieller, aber er erhält auch eine typische, leicht animalische Standardnote.

In den Corbiéres dagegen verstehen es viele Winzer, durch Verlängerung der Maischezeit und ein „heißes Finale" die Extraktion zu erhöhen, was dem Wein viel Struktur und feine Tannine verleiht. So erhält Carignan gute Lagerfähigkeit, ein würziges, oft an wilde Kräuter erinnerndes Bukett und mit zunehmendem Alter Noten von Wild und Unterholz.

Mit Grenache und Syrah, seltener mit Mourvèdre assemblierter - mehrheitlicher - Carignan prägte einen Weinstil, der den Corbières einen gemeinsamen Nenner gibt. Mit gutem und vergleichsweise homogenem Qualitätsniveau überflügelten die Corbières-Winzer Ende der 1980er die anderen Midi-Appellationen. Das Gefühl, man hätte es geschafft, schien sich zu verbreiten. Zugleich verschwendete man seine Energien mit Verbandsquerelen. Und auf einmal wurden die Corbières überholt. In allen Winkeln des Languedoc tauchten begeisternde Rotweine mit einem bislang nicht gekannten Profil an Frucht und „mouthfeel" auf, nur nicht hier. Doch seit kurzer Zeit ändert sich das Bild mit Cuvées, die neue ganz ungeahnte Dimensionen eröffnen.

Der Anteil an Rosé- und Weißweinen liegt bei 4 bzw. 2 Prozent. Beim Rosé spielt der Cinsault eine wichtige Rolle, der vielen Weinen ihren blassen Ton und eine eher florale Note gibt. Die trockenen Weißweine verdienen Beachtung. Im Languedoc-Roussillon besannen sic die Corbières-Winzer als Erste auf die interessanten Eigenschaften des Grenache Blanc, insbesondere auf seinen mediterranen Charakter. Statt der Säure nördlicherer Weine vergeblich nachzueifern, setzen sie auf geschmackliches Volumen und Länge.

(entnommen aus dem vorzüglichen und umfangreichen Werk „Wein" vom André Dominé aus dem Jahre 2000, in Teilen zitiert)


Weine aus Corbiéres im edelrausch-online-weinshop:

Corbière AC "La Combe des Oliviers", Corbière, Nicolas de Lorgeril, Wein Frankreich
Zurecht erfreuen sich südfranzösische Weine grosser Beliebtheit, denn nicht selten erhält man für wenig Geld tolle Qualität. Dieser Corbière ist ein Beispiel dafür: Dunkel, weich, samtig kommt er daher, ein femininer Wein, geprägt von der Rebsorte Mourvèdre, die der blaubeerigen Frucht eine exotische Würze verleiht. 

Corbière AC "Domaine George Bertrand", Corbière, Gèrard Bertrand, Wein Frankreich
Schon zum Klassiker entwickelt hat sich dieser elegante, in Eichenfässern gereifte Wein von Spitzenwinzer Gèrard Bertrand. Wir finden mit Kräuternuancen durchmischte Fruchtnoten nach Erdbeeerkonfitüre, Kirschen und Holunder und eine feinherbe Würze im Nachhall…

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